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Der Weg zu unserem ICH
Die Frauen der Stories waren so unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Und doch hatten sie alle dieselbe Metamorphose vollzogen. Was also hatten die Frauen gemeinsam? Wie waren derartige Entwicklungen bis hin zur Persönlichkeitsänderung möglich? Wo waren die entscheidenden Meilensteine? Gibt es Gesetzmäßigkeiten, die uns allen helfen könnten?
Schauen wir uns die einzelnen Stationen etwas genauer an:
Der Prozess
Schritt 1:
Alle Frauen wollten unbedingt singen und Musik machen. Oft konnten sie nicht erklären, woher der Wunsch kam, denn in ihrer Familie gab es keinerlei Begabung. Im Gegenteil, Musik machen wurde teilweise als Unsinn eingestuft. Sie saßen ratlos in meinem Studio und konnten ihre “Motivation” nicht begründen. Die Fragen waren ihnen unangenehm. Was also trieb sie an? Einige Jahre später bekam ich von allen dieselbe Antwort:
- Sie folgten einer Inneren Stimme.
Schritt 2:
Eine weitere Gemeinsamkeit war ihr unglücklicher Alltag. Sie fühlten, dass “etwas2 nicht stimmt oder dass “sie selbst nicht richtig tickten”. Sie hatten viel Leid erlebt und waren an einem Tiefpunkt angelangt. Meistens erfasst uns am Boden der Traurigkeit eine Art Selbsterhaltungstrieb. Sie haben sich gezwungen etwas zu unternehmen.
- Trotz Erschöpfung haben sie sich gezwungen etwas ganz und gar NEUES zu starten.
Schritt 3:
Nicht allen Frauen war klar, dass Änderungen in Ihrem Alltag auch Änderungen in Ihrem Leben nach sich ziehen würden. Wöchentlicher Musikunterricht ist definitiv eine Änderung. Als sich die ersten Auswirkungen im Alltag einstellten, haben sie ihr Leben angepasst. Sie hatten zeitliche Engpässe oder organisatorische Probleme zu meistern. Trotzdem haben sie an ihrem Vorhaben festgehalten, weil es sich richtig anfühlte.
- Sie konnten Ihre Gefühle klar wahrnehmen. Sie lernten ihre Gefühle von denen der anderen zu unterscheiden.
- Schritt 4:
Wie das so mit Veränderungen eben ist, gibt es immer Menschen in nächster Umgebung, die versuchen genau das zu verhindern. Warum? Weil sie vom aktuellen Zustand profitieren. Meine Musikerinnen hatten das bisher so nicht gesehen. Sie waren über so manche Reaktionen im Umfeld überrascht. Womit niemand gerechnet hatte, sie waren nicht mehr bereit, sich widerspruchslos unterzuordnen oder “Kompromisse” einzugehen.
- Sie haben gelernt für ihre Bedürfnisse einzustehen und für sich zu kämpfen.
Das ist die finale Kompetenz für ein selbstbestimmtes Leben. Hier beginnt auch die sichtbare Veränderung. Die Raupe wird zum Schmetterling.
Das war meine Erkenntnis aus diesen Geschichten. Es gab noch viel mehr in all den Jahren. Alle folgten demselben Muster. Für mich ist es immer wieder ein Wunder zu beobachten, wie Menschen an sich arbeiten, über uralte Schatten springen und sich am Ende selbst neu erfinden.
